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Sagen und Mythen aus dem Ferienland

Geheimnisvolle Lost Places im Donau-Ries gibt es viele. Noch dazu in Verbindung mit schaurigen Geschichten. In früheren Zeiten Schauplatz für reichlich Nervenkitzel und Mythik üben sie auch heute noch ihre besondere Faszination aus. Überall im Ferienland treffen Sie auf alte Spuren mit Gänsehaut-Charakter.

Schaurige Sagen und Mythen machen die Ruinen und Lost Places im Donau-Ries mit ihren Überlieferungen zu geheimnisvollen Magnetpunkten. Entdecken Sie die faszinierende Welt alter, teils verlassener Orte und Gegenden im Ferienland.

„Im hohen Norden von Schwaben sammeln sich zahlreiche verwunschene Orte mit dunklen Geschichten. Zeitlebens glaubten die Menschen daran und suchten nach den verblassten Spuren. Heute sind sie so beliebt wie nie.“

Bopfingen: Geheimnisse von Höhlenmenschen und Kelten

Alte Fußspuren am westlichen Rand des weltberühmten Rieskraters warten bei Bopfingen überall. Seit der Jungsteinzeit ist die Stadt bereits besiedelt. Der Ipf als Wahrzeichen Bopfingens gilt als einer der wohl charakteristischsten Berge Deutschlands. Er ist geprägt durch Wall- und Grabensysteme. In der Bronze- und Eisenzeit ließen sich dort die Völkerstämme der Kelten nieder. Ganz oben war eine imposante Höhensiedlung befestigt, in der rituelle Brandbestattungen vollzogen wurden.

Der markante Hausberg Ipf bei Bopfingen war in der Bronzezeit besonders bedeutungsvoll. Er liegt westlich des Kraterrandes und ist eine sehr imposante Erhebung. Hier waren die sagenumwobenen Kelten ansässig – wild und furchtlos ihr Leben. Um einen Namen für ihre wohlgebaute Stadt zu finden, sollen die Bopfinger den Bürgermeister in ein Faß gezwungen und barbarisch vom Ipf herunter gerollt haben. Das Fass machte dabei „Bopf, bopf“ und zerschellte schließlich unten – was so klang wie „ing“. Der Name „Bopfingen“ entstand, den der Bürgermeister quasi mit seinem Blut unterschrieb.

Einmal ging der Salzvorrat zuneige und die Not in Bopfingen war groß. Um den Übelstand künftig vorzubeugen, sollte das Salz selbst angebaut werden. Fremde boten viele Säcke mit teurem Salzsamen an. Man war heilfroh und baute auf dem Breitwang für eine reiche Ernte an. Nach einiger Zeit ging der hochweise Rat hinaus, um nach der Salzsaat zu sehen. Um keinen Schaden anzurichten, zogen die Ratsherren die Stiefel aus und gingen barfuß. Die Salzpflanzen waren aber nichts anderes als Brennnessel, die sie über und über mit „Blattern“ bedeckten. Die Geschichte hat den Bopfingern den Namen „Blötere“ eingetragen. Am Breitwang lagerte während des Dreißigjährigen Krieges auch die riesige schwedische Armee.

Einmal kam der Kaiser nach Bopfingen. Diese waren vor Freude außer sich und wollten ihm ein ausnehmend schönes Geschenk machen. Einer meinte: „So große und schöne Eier wie bei uns gibt es nicht leicht. Wir schenken dem Kaiser Eier!“ Alle waren einverstanden und fingen an Eier herbeizutragen. So viele, dass sie gar nicht alle in die Kisten und Fässer hineinzubringen waren. Weil sie aber keine liegen lassen wollten, mussten die Eier wie Kraut eingestampft werden. Sie kamen natürlich mit gelben Füßen wieder heraus. Darum heißen die Bopfinger „Gelbfüßler“ bis auf den heutigen Tag. Die Mauerreste der mittelalterlichen Stadtbefestigung in Bopfingen samt eines erhaltenen Wehrgangs erzählen von den damaligen Zeiten.

Manch einer hat im Turmwächterbett sein letztes Seufzerlein getan. Einer wurde, als er bei einem Gewitter Ausschau hielt, am Turmfenster vom Blitz erschlagen. Ein anderer verstorbener Türmer hatte seine Frau ins Leintuch gewickelt und die enge Turmtreppe hinuntergetragen. Eines Abends saß ein Türmer um des Bärenwirts Eichentisch. Für einen vergangenen Dienst erhielt er ein Fässchen Bier, dass er recht durstig bis zur Turmstube schaffte. Oben angekommen musste er erbost feststellen, dass sich im Fass nur Brunnenwasser befand. Er wurde gelinkt! Heute ist in Bopfingen nur noch der Hänlesturm vorhanden. Bis 1830 diente dieser als Gefängnis für hinterlistige Verbrecher.

In der alten Freien Reichsstadt war neben der Leimsiederei die Gerberei eines der wichtigsten Gewerbe. Wo Kuhhäute über den Bock gezogen wurden, gab’s auch Kuhschwänze. Diese wurden von den Schwanzklopfern zu Pinseln verwertet. Als in finsteren Kriegszeiten jedoch die Lebensmittel knapper wurden, wurde ein Schwanzklopfer zur Berühmtheit. Als der Späher eines Feindes sich des Nachts nach der Lage der umkämpften Stadt umsehen sollte, landete er bei einem Bopfinger Schwanzklopfer. In der Dunkelheit lies er den Eindringling die Kuhschwänze befühlen, um zu zeigen, dass der Kuhstall noch voll gefüllt und man nicht in Not sei. Daraufhin zog der Feind verdutzt ab.

Im Jahre 1648 ging durch schwedisches Geschütz die stattliche Veste Flochberg im Ries in Rauch auf. Der Sage nach birgt ihr Schutthaufen einen Schatz, den ein Schlüsselfräulein bewacht – zusammen mit einem fürchterlich großen Hund. Die Höllenbestie setzte die Menschen so in Angst, dass alle laut aufgeschrien haben. Laut der Sage ist das Schlüsselfräulein noch nicht erlöst, es wartet und hofft noch immer … Heute steht die Burgurine Flochberg hoch über Bopfingen und zeugt von mittelalterlichen Fehden, königlichen Herrschern, Belagerung und Zerstörung.

Donauwörth: Vollmondnächte und Zwerge an der Donauperle

Einst aus einer kleinen Inselsiedlung entstanden, bietet die ehemalige Freie Reichsstadt allerhand Zauberhaftes und Dunkles aus über 1000 Jahren Stadtgeschichte. So befand sich hier eine der ältesten Niederlassungen des Deutschen Ritterordens aus der Zeit der Kreuzzüge. An der Reichsstraße, am Zaubergeigenbrunnen, am Mangoldfelsen oder am sagenumwobenen Schellenberg: Die Spuren aus längst vergangener Zeit wollen auch heute noch entdeckt werden.

Mitten in der Nacht wurden einst die Donauwörther durch den schrillen Ton der Feuerglocke jäh aus dem Schlaf gerissen. Der Türme der Stadtpfarrkirche meldete: Feuer auf dem Schellenberg. Im Osten der Stadt sah man glutrot die Nacht erhellt. Eilig wurden die Pferde am Spritzenwagen eingespannt. Doch am Ziel mussten die schweißgebadeten Helfer erkennen: alles in tiefster Ruhe. Stattdessen hatte der Vollmond die Felsen am Schellenberg in feuergleichen Schein getaucht. Seitdem werden die Donauwörther auch „Mondspritzer“ genannt.

Einst gab es in Donauwörth eine große Maikäferplage. In der Not versammelte sich der ehrwürdige Rat in der Reichsstaße und beriet, was zu tun sei. Statt zur Schule sollten die Kinder in die Gärten geschickt werden, um dort die gefräßigen Maikäfer zu sammeln. Bald schon hatten diese alle Säcke mit Maikäfern gefüllt. Auf den Scheiterhaufen sollten sie! Doch die Wärme war für die Käfer eine wahre Wohltat, sie breiteten ihre Flügelchen aus und flogen unter lebhaftem Gebrumm munter davon.

Oberhalb der Kalvarienbergkapelle in Donauwörth befindet sich die sogenannte Sternschanze. Hier fand während des Spanischen Erbfolgekrieges eine blutige Schlacht statt. An einem blutigen Tag fanden 16.000 Soldaten den Tod. Zudem wurden dort 60 Hügelgräber aus der Hallstattzeit entdeckt. Einer Sage nach bewohnen in der Tiefe des Bergkegels kleine Wichtele die unterirdischen Klüften und Spalten. Überlieferungen sagen, dass dort nachts ein geheimnisvolles Wispern zu hören sei.

Am ehemaligen Stadtzollgebäude mitten in Donauwörth gibt es einen kleinen Erker. Auf einem Sockel kniet dort die steinerne Figur von Ritter Georg von Zusum. Auf Grund seiner Tapferkeit im Schwabenkrieg verlieh ihm Kaiser Maximilian die Reichsfahne. Die Legende sagt, dass der steinerne Ritter noch immer über die Stadt wacht. Wenn den Stadtbewohnern in irgendeiner Form Gefahr droht, kann man zur Warnung den Ritter um Mitternacht deutlich seufzen hören.

Harburg: Rasselnde Verliesketten, versunkene Schlossmauern

Am Durchbruch des Flüsschens Wörnitz direkt an der Romantischen Straße liegt das historische Städtchen Harburg mit seiner alten steinernen Brücke und den malerischen Gassen. Hoch über der Stadt thront auf dem Riesrand auf eindrucksvolle Weise mit Schloss Harburg eine der ältesten und größten Burganlagen in ganz Süddeutschland. Von der Schlosskirche geht’s vorbei zum Wehrgang mit seinen markanten Schießscharten, tief hinein in die Welt des Mittelalters, mit Gefängnistürmen und einem schaurigen Verlies.

Wo die Wörnitz bei Harburg durch die Jurafelsen bricht, ist in der östlichen Steilwand eine Felsenhöhle eingerissen, das Hüllenloch genannt wird. In dieses Felsenloch flüchtete einstmals ein Schäfer mit seiner Herde, als Kriegsgeschrei das Land durchbrach. Doch die Tiere fielen immer mehr vom Fleisch. Plötzlich stand ein schwarzer Mann vor ihm mit einem gar verführerischen Viehhandel, dass er sofort zuschlug: Die Herde gegen eine volle Goldkiste. Als der Fremde mit tierischem Geleit verschwand, bekam die Goldkiste plötzlich Füße und wollte hinterher. Der Schäfer stürzte sich versessen auf die Goldkiste und man sagt, der ungetreue Knecht besetzt bis heute das Hüllenloch.

Unterhalb des Schlossberges in Harburg liegt der Stadtteil Höll. Schenkt man dem Volksmund Glauben, hatte der Satan selbst einst dort eine Wohnung. Zuvor trieb er sein schlimmes Unwesen im Kloster in Kaisheim. Nach einer lauten Gewitternacht zog er weiter und versteckte sich schließlich im Felsen des Harburger Schlossberges, den er seitdem bewohnt. Tipp: Nach dem Besuch der mächtigen Burg bietet der Aufstieg zum nahe gelegenen Bockberg einen grandiosen Ausblick in das Ries.

In Ebermergen bei Harburg stand einst auf einer felsigen Anhöhe die Burg Wöllwarth. Diese ist längst zerfallen. Von der ehemaligen Burganlage sind nur noch Mauerfundamente und ein tiefer Halsgraben erhalten. Eine Sage berichtet von ihrem Untergang: Auf der Burg wohnte ein alter und kranker Schlossherr. Er war der letzte seiner Familie. Sein Diener nutzte diese Gebrechlichkeit aus, um ihn auszunehmen. Als der Burgherr verstarb, musste der untreue Diener jedoch ohne Gottes Segen leben: In einer stürmischen Gewitternacht zündete der Blitz die Burg an, traf auch den Diener und brannte alles völlig nieder.

Mauren ist ein Gemeindeteil südwestlich der Stadt Harburg. Im Mauerner Berg befindet sich eine Höhle, von der erzählt wird, dass sich in ihr jedes Jahr in der Heiligen Nacht ein Tor für einen kurzen Moment öffne. Hinter ihm befänden sich unermessliche Schätze von Gold, Silber und Edelsteinen. Ein Hirte wollte einmal die Gelegenheit nutzen, um reich zu werden. Im Schein seiner Laterne konnte er sich jedoch nicht entscheiden, was er mitnehmen wollte. Während er noch überlegte, begannen sich die Türflügel bereits wieder zu schließen. Der Hirte konnte gerade noch sein eigenes Leben retten.

Tiefenmühle heißt sie noch heute im Volksmund, die Häusergruppe am südlichen Ortsausgang von Heroldingen, direkt an der Wörnitz gelegen. Aber vergeblich suchen die Augen nach den Merkmalen einer Mühle. Nur das Rauschen des Wassers ist deutlich zu vernehmen und eine hohe Stützmauer lässt die mächtige Mühle noch erahnen. Einst war die Tiefenmühle im Besitz eines reichen Müllers. Doch dann verschwanden nacheinander mehrere Mägde spurlos. Man erzählt sich heimlich schlimme Dinge. Ein Nachfolger auf dem Anwesen stößt bei Umbauten auf mehrere menschliche Skelette. Seitdem soll es in der Tiefenmühle spuken.

Auf einer Wegkreuzung in der Nähe von Eisbrunn erscheint seit Jahrhunderten ein feuriger Hund zur Geisterstunde. In seiner Schnauze trägt er einen Schlüssel. Wer sich getraut, diesen Schlüssel aus dem feurigen Rachen des Tiers zu nehmen, findet eine große Kiste, zu der der Schlüssel passt. Öffnet er die Truhe, erblickt er laut Sage einen kostbaren Schatz mit viel Silber, Gold und Edelsteinen. Unabhängig davon ist die Waldschänke in Eisbrunn ein beliebter Biergarten. Er liegt inmitten eines riesigen Buchen- und Mischwaldes auf einer Anhöhe am Riesrand.

Monheim: Von Gänse-Reitern bis Kruzifix-Badern

In der bayerischen Drei-Stämme-Stadt war es zu jeder Zeit turbulent. Am Schnittpunkt der drei bayerischen Stämme Franken, Schwaben und Altbayern prallten hier politische, konfessionelle und sprachliche Unterschiede aufeinander. Für kurze Zeit war Monheim sogar dreigeteilt. Herrscher haben sich seit jeher für die Stadt interessiert, lag sie doch am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege. Darum wurde sie in den 1000 Jahren Stadtgeschichte immer wieder verliehen, verpfändet und verkauft. Heute erzählen Tore und Türme, Stadtmauern und Fachwerkfassaden von alten Zeiten.

Einstmals führte die Ussel, ein kleiner Bach bei Itzing, sehr viel Wasser. Damals wurde sogar die Brücke Richtung Monheim weggeschwemmt. Weit und breit gab es keinen Steg mehr, über den die Itzinger Burschen zum Maientanz nach Monheim gelangen konnten. Da entdeckte einer der Burschen eine Herde Gänse, die gemächlich über das Wasser glitten. Sie sollten als „Reitpferde“ zum Übersetzen dienen. Gesagt – getan! Man erzählt sich aber, dass die Monheimer vergeblich auf ihre Tanzbuben warten mussten, denn deren Kleider hingen vorerst zum Trocknen vor dem Kachelofen. Die unverkennbare Natur bei Monheim beeindruckt auch heute noch mit ihren weiten Wäldern und der kargen Heide.

Die Monheimer machten vor langer Zeit einmal eine Wallfahrt nach Wemding zur Kirche Maria Brünnlein, deren berühmte Marienfigur laut Überlieferungen direkt aus Rom stammt. Da die Straße recht staubig war, wurde das Christusbild, das man der Prozession vorantrug, ganz mit Staub bedeckt. Die wackeren Monheimer schämten sich, dass sie mit einem staubigen Herrgott in Wemding einziehen sollten und badeten in ihrer Not denselben im nahen Johannisweiher. Davon belustigt heißen die Monheimer bis heute „Herrgottsbader“. Die Basilika Maria Brünnlein gilt als eine der bedeutendsten Pilgerorte in Bayern, an dem über die Jahrhunderte viele Menschen nach Hilfe suchten.

Als ein kaiserlicher Bote einst in Buchdorf ermordet worden war, wurde der ganze Ort zur Strafe in Schutt und Asche gelegt. Einer der Kriegsknechte war besonders grausam. Trotz flehentlicher Bitten versperrte er einer fünfköpfigen Familie den Ausgang aus dem brennenden Haus. Auch ein Hund befand sich bei ihnen. Mit brennendem Fell sprang er plötzlich aus den lodernden Flammen und hetzte den kaiserlichen Landsknecht so lange, bis dieser nördlich von Kaisheim tot zusammenbrach. Seitdem hält der feurige Hund nachts dort Wache, um weiteres Unheil von Buchdorf fernzuhalten.

Nördlingen: Überfälle und reine Kinderhände

Die letzte vollständig erhaltene und komplett begehbare Stadtmauer Deutschlands. Dazu fünf Tore, zwölf Türme, Kasarmen und eine Bastei. Inmitten der verwinkelten Gassen ein hoher Glockenturm, der bis heute von einem Türmer bewohnt wird. Allabendlich ertönt von luftiger Höhe sein Ruf an die Stadtbewohner. Von dieser Stelle aus wird klar: Hier trifft faszinierendes Mittelalter auf spektakuläre Geologie mit kosmischem Hintergrund. In Nördlingen gehört Staunen einfach zur Tagesordnung.

Graf Hans von Oettingen soll einst versucht haben, die Reichsstadt Nördlingen zu überfallen. Deshalb habe er Türmer und Wächter des Löpsinger Tores bestochen, dass sie Brücke und Tor unversperrt lassen sollten. Als der Graf mit viel Kriegsvolk schon nahe vor die Stadtmauer gezogen war, habe eine Frau beim Löpsinger Tor gesehen, wie sich eine herumlaufende Sau an den Torflügeln rieb, die sich dadurch öffneten. Die Frau habe die Sau mit dem Zuruf "So, G`sell, so!" vertrieben und dann sogleich voll Schrecken ihrem Mann von der Gefahr berichtet. Daraufhin hatte der Bürgermeister Sturm läuten lassen. Die verräterischen Torwächter seien später geviertelt worden. So habe eine Sau die Stadt gerettet.

Im Mittelalter wurde den Kindern erzählt, dass auf der Nördlinger Stadtmauer nahe dem Baldinger Tor eine böse alte Frau lebt, die man das Kantenweible nannte. Wenn die Kinder nach dem Abendläuten nicht sofort nach Hause gingen, sondern sich noch allein auf der Stadtmauer herumtrieben, wurden sie von dem Kantenweible in einen der vielen Backofentürme an der Baldinger Mauer gesperrt. Zu essen gab die Alte den Kindern nur Wasser und Brotkanten, die sie selber nicht mehr kauen konnte. Daher wahrscheinlich auch ihr Spitzname. Erst nach zwei Tagen dann ließ das Kantenweible die armen Kinder wieder gehen.

In Nördlingen trug es sich zu, dass der Metzgersohn seinem Vater bei der Arbeit zusah. Wie dieser mit dem Schlachtbeil ein Kalb tötete, meinte er diesem Beispiel folgen zu müssen. Ohne zu ahnen, was er tat, erschlug er in einem unbeobachteten Augenblick seinen Bruder. Tags darauf versammelte sich der Rat zum Gericht über das Kind. Um zu sehen, ob das Kind vom Bösen besessen war, nahm der Vorsteher des Gerichts in die eine Hand rotbackige Äpfel, in die andere funkelnde Golddukaten. Nun ließ man das Büblein wählen. Das Kind griff ohne viel Besinnen nach einem der schönen Äpfel. Da waren die Richter überzeugt, dass des toten Bruders Blut nicht um Sühne und Strafe schreie.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war dem Karrenbauer von Löpsingen eine Kuh erblindet. Niemand wusste ein Mittel dagegen, bis ein fremder Mann daher kam und sagte: Wenn den Menschen einfache Brillengläser helfen, müsste es doch noch besser sein, dem blinden Tier gleich eine ganze Laterne vor die Augen zu binden. Gesagt, getan! Eingespannt mit einer anderen Kuh schlug sich die „Laternenkuh“ recht wacker. Doch alleine am Karren bewährte sie sich schlecht. Daraufhin lachte das ganze Dorf ausgiebig – die „blinde Kuh“ konnte so nicht verkauft werden.

Oettingen: Von Adebar und Kirchweih geprägt

Die ehemalige Residenzstadt der Grafen und Fürsten zu Oettingen wurde einst konfessionell aufgeteilt. Dieser festliche Glanz, aber auch viele raue mittelalterliche Spuren, sind in dem idyllischen Städtchen zu bewundern. Durch das barocke Schloss flanieren, entlang der engen Gassen schlendern, im Hofgarten verweilen – überall weht der Geist alter Adelsgeschlechter. Und die mystische Keltenschanze im Oettinger Forst erzählt von frühen Ansiedlungen und Kultstätten.

Mindestens seit der Zeit des Grafen Ludwig XVI vor mehr als 400 Jahren nisten in Oettingen Störche. Graf Ludwig selbst war ein großer Freund der Störche. Einer Legende zufolge musste jedoch der Graf nach dem Schmalkaldischen Krieg die Stadt verlassen. Daraufhin sind auch die Störche weggezogen und nicht mehr wiedergekommen. Das war ein Ereignis, an dem die Stadt großen Anteil nahm. Erst als der Graf nach langer Zeit zurückkehrte, hätten sich auch die Störche wieder eingefunden, um bis heute zu bleiben. Derzeit befinden sich im Nördlinger Ries mehr als 100 Jungstörche in rund 20 Ortschaften.

In Oettingen befindet sich auf dem Marktplatz ein Brunnen. Die Statue auf dem Marktbrunnen sei der „Schwertle“. Er erinnert an die Geschichte eines armen Handwerksburschen, der zur Jakobskirchweih zum Betteln kam. Doch die Oettinger verwehrtem ihm die Bratwürste, Küchle, das Gesottene und Gebackene. Solange die Kirchweih dauert, bekam der Bursche gar nichts zu essen, so dass er elend verhungern musste. Nun schämten sich die Oettinger, aber es war zu spät. Sie errichteten ihm ein Denkmal in Form des Brunnens, das zugleich ein Mahnmal sein sollte. Jedes Jahr aber bekam seit dieser Zeit der „Schwertle“ auf seinen Stock am Kirchweihfest ein Paar Bratwürste gesteckt.

Vor vielen Jahren, als der Nachtwächter noch bei jedem Hochwasser einen großen Holzpfropfen mit einem Hammer ins Abflussloch jeden Kellers treiben musste, war’s einmal doch so weit: Das Hinterdorf von Lehmingen stand unter Wasser. Weil aber der Sturm jedes Wort verschluckte und niemand den alten Nachtwächter verstand, holte der nach Seemannsart einen Wiesbaum und hisste statt einer Flutfahne die zum Trocknen aufgehängte Schweineblase. „Säusäck“ heißt man seitdem die Lehminger, wenn diese auch beteuern, ihr Name komme nur von den vielen Schleifen, die die Wörnitz macht.

Rain: Bei Kelten, Römern und Bajuwaren

Sie liegt idyllisch zwischen Donau und Lech, besticht durch eine denkmalgeschützte Altstadt und einen weit über die Grenzen hinaus bekannten Blumenpark. Doch auch hier ranken sich zahlreiche Geschichten und Mythen um Landschaften, Orte und Menschen rund um die Stadt und seinen berühmten Feldherren Tilly. Einige schaurig-schöne Plätze erzählen davon: der ehemalige Hexenturm,  der Friedhof mit den Pestgräbern oder „die Höll“ an der Ziegelschanze.

Der Rainer Stadtteil Sallach war bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christi besiedelt. Das beweisen römische Brandgräber im Talgrund östlich der Ortschaft. Alte Funde gehen bis auf die Steinzeit zurück. Nach einer im Munde des Volkes lebenden Sage war Sallach einst der Sitz eines adeligen Geschlechts. An der Mösl-Buck – einer moosigen Halde – können dort noch Spuren eines einst festen Wohnsitzes entdeckt werden. Innerhalb eines viereckigen Raumes ragt Gestein in drei Partien aus dem Boden. Dort auf dem Mösl-Buck soll der Sage nach ein Schloss gestanden haben.

Kriege und Naturkatastrophen setzten den Menschen von Rain jahrhundertelang schwer zu. Durch seine Lage als altbayerische Grenz- und Festungsstadt war Rain immer dem ersten Anprall der Feinde ausgesetzt und besonders von Plünderungen und Verwüstungen betroffen. Erdbeben, Pest, Städtekrieg, Fehden bayerischer Herzöge, Dreißigjähriger Krieg und mehr – Rain wurde jedes Mal verlustreich getroffen. Im Schmalkaldischen Krieg lagerte sogar ein Heer mit 60.000 Mann um Rain.

Ein Gempfinger Hofmarkrichter war besonders ungerecht und starb eines plötzlichen Todes. Doch seine Seele ging weiterhin im Richterhaus um. Die Leute fürchteten sich und glaubten, bei Nacht immer wieder einen Lichtfunken an dessen Fenstern aufblitzen zu sehen. Ein gerufener Kapuziner sollte den Geist fangen. Dabei zwang er den Funken in eine leere Flasche, der am „Richterbaum“, einer alten Linde verlöschte. Seitdem war dieser Baum in den Augen des Volkes unantastbar. Stark ausgehöhlt musste der Baum jedoch im Winter 1922 gefällt werden.

Der Brunnen beim Pfarrhof in Bayerdilling war sehr tief. Sein Eimer wurde durch ein Rad auf- und abgezogen. Die Zeit seiner Entstehung ist nicht bekannt, wohl aber besteht die Sage, dass ihn Bergknappen gegraben hatten. Früher stand die Pfarrkirche von Bayerdilling im Dorf in der Gegend des Pfaffenbauernhofes. Auf dem jetzigen Kirchberg soll ein Schloss gestanden sein, dessen Besitzer die Kirche dahin versetzt haben sollen. Die Pfarrei Bayerdilling war mit Ausnahme einiger Kriegsjahre immer besetzt.

Wemding: Lichte Gestalten, Waldgeister und Wölfe

Im düsteren Mittelalter wurde Wemding auf dem Rand des Meteoritenkraters errichtet. Bis heute ist das alte Flair durch die gepflasterten, schmalen Gassen und die alten, prächtigen Häuser zu spüren. Dazu gibt es noch zahlreiche alte Türme und Stadttore zu entdecken – Nördlinger Torturm, Amerbacher Tor, Baronturm, Folterturm, Häutbachturm. Auch die Basilika Maria Brünnlein mit der sagenhaften Statue, die einst ihre Augen bewegt haben soll, ist ein legendenumwobener Ort.

Im vorigen Jahrhundert war Wemding sehr arm. Deshalb veräußerte der Stadtrat alles, was nur Kosten verursachte. So auch die mächtige Wehranlage. Ein Metzgermeister erwarb den großen Baronturm – für billige 50 Pfennig. Doch leider überraschte ihn der plötzliche Tod und die Angehörigen waren am Kauf des Turmes nicht mehr interessiert. Er ging wieder zurück an die Stadt. 70 Jahre später wurde der Baronturm dann für sage und schreibe 30.000 Mark saniert. Der Folterturm hingegen wurde für grausame Befragungen während der Hexenverfolgung genutzt.

Einst kam ein Zimmerergeselle spätabends in sein Heimatstädtchen zurück. Doch die Schlagbrücke war bereits hochgezogen, das Stadttor verschlossen. Als der Wächter den „Eindringling“ fasste, verschwand dieser sogleich im Kerker der Stadt. Ohne angehört zu werden, musste er für längere Zeit in Dunkelhaft verbringen. Nach langen Verhandlungen verdonnerte man den armen Sünder zum Reparieren des seit langem schadhaften Stadttors. Offenbar wurde der dreiste Vorfall zum willkommenen Vorwand für eine kostenlose Instandsetzung des Tors.

Anstelle des früheren Klosters in Sandbrunn stand später das Gehöft der Helfensteiner. Als eines Tages die Bäuerin von Wemding nach Hause kam, erblickte sie ein aufgebrochenes Hoftor. Im Hausflur lag eine verwilderte Männergestalt mit durchgebissener Kehle. Herzklopfend eilte sie zur Wiege ihres Kindes. Dort saß ein großer Wolf gutmütig vor der Kinderwiege. Dieser hatte den Eindringling überwältigt. Aus Dankbarkeit über diese wunderbare Rettung ihrer Tochter aus höchster Todesgefahr stiftete die fromme Helfensteinerin den Wendelinsaltar für die Pfarrkirche zu Wemding. Der Heilige Wendelin zählt bekanntlich zu den 14 Nothelfern.

Vor über tausend Jahren wurde inmitten einer wasserreichen Gegend das Kloster Sandbrunn erbaut. Zu mitternächtlicher Stunde erscheinen seitdem gelegentlich drei weiß gekleidete Nonnen im weiten Umfeld des ehemaligen Klosterbereiches. Am romantischen Doosweiher, so wird erzählt, zeigen sich die drei Klosterfrauen in einem prächtigen Kahn sitzend, mit strahlend weißen Kleidern. Singend und betend bescheren sie nächtlichen Waldläufern Glück und Frieden, halten sie ab von Unheil und Gefahr. Im Volksmund heißt es, dass diese wundersamen Gestalten nur Rechtschaffenen erscheinen.

Nordöstlich von Wemding liegt mitten im Wald die Doosquelle. In der Nähe führen die alten Feldwege nach Wolferstadt, Steinbühl, Hagau sowie der ehemalige Waldweg nach Amerbach vorüber. Seit vielen Generationen durchstreift diese sagenumwobene Gegend das „Huaterle“ zur Abendzeit. Es ist ein uriges Männle von schrumpeliger Gestalt und einer grellen Stimme mit krächzendem Klang. Auf seinem wuscheligen Kopf trägt es einen Schlapphut. Im Gasthaus gaben dann die vom „Huaterle“ Heimgesuchten ihre schaurigen Erlebnisse zum Besten. So manchem Zecher saß dann der Schalk im Nacken und er begann dick aufzuschneiden. So sind viele „Huaterle-Geschichten“ bis heute in der Bevölkerung lebendig geblieben.