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Bei einer neuen Geoparkführung begeben Interessierte sich auf die „Spuren der Apollo-Astronauten“. Die Geologin Gisela Pösges weiß, warum der Rieskrater für Astronautentrainings ideal ist.

„Ein Viertel der Menschen, die bisher auf dem Mond waren, stand schon genau hier, wo wir jetzt stehen“, stellt Gisela Pösges, die Geologin des UNESCO Global Geoparks Ries, fest. Die bunt gemischte Gruppe, die sich an diesem strahlenden Herbsttag im Erlebnis-Geotop Lindle bei Nördlingen versammelt hat, lauscht gebannt. Gerade blicken die Teilnehmenden auf den „Astronauten-Steinbruch Siegling“, der seinen Namen den NASA-Astronauten verdankt, die im Sommer 1970 ins Ries kamen. Die Reise nach Deutschland gehörte zum Training für die Missionen 14 und 17 des berühmten Apollo-Programms, das kurz zuvor den ersten Menschen auf den Erdtrabanten gebracht hatte. Aber warum schickte die NASA die Männer auf die weite Reise ins Ries? Das enthüllt die neue Führung „Auf den Spuren der Apollo-Astronauten im UNESCO Global Geopark Ries“, die ab Frühling 2024 fest zu den Führungsangeboten der Geopark Ries Führerinnen und Führer gehört.

Zerrüttete Verhältnisse

Die Tour beginnt auf der Terrasse des LiteraturCafés. Von dort bietet sich ein Panoramablick über den Rieskrater, der einen stattlichen Durchmesser von 25 Kilometern hat. Etwa dort, wo heute die Stadt Nördlingen liegt, traf vor rund 15 Millionen Jahren der Asteroid auf die Erde. „Er drückte das Gestein so sehr zusammen, dass es mehr oder weniger wie eine Flüssigkeit reagierte“, schildert Gisela Pösges und zeichnet ein lebhaftes Bild davon, wie der Asteroid selbst verdampfte und explodierte, wie ein kurzlebiger Krater entstand, von dem heute die Reste des inneren Kraterrings zeugen, und wie das Gestein im Inneren daraufhin regelrecht zurückfederte. Dabei wurden Megablöcke herausgeschleudert oder rutschten von außen nach. In einen solchen Megablock führt sie die Gruppe. Ein stillgelegter Steinbruch zerschneidet die Gesteinsmasse und eröffnet einen spannenden Blick ins Innere. Heute befindet sich hier das Erlebnis-Geotop Lindle.

„Hier haben die Astronauten gelernt zu sehen, was typisch ist für einen Einschlagskrater."

Gisela Pösges

Auf einen Schlag berühmt

Lange hatte die Wissenschaft das Ries als Vulkankrater gedeutet. Der amerikanische Geologe Eugene Shoemaker identifizierte das örtliche Gestein 1960 als Impaktgestein und bereitete damit den Weg für die Erforschung des Kraters. Es sei Shoemakers Idee gewesen, die Astronauten nach Deutschland zu schicken, erzählt Gisela Pösges. Warum, das vermittelt sie den Teilnehmenden auf anschauliche Art. „Sie machen jetzt mal die Astronauten“, weist sie die Gruppe im ehemaligen Steinbruch an. „Stellen Sie sich vor, Sie sind auf dem Mond oder dem Mars. Sie sind verbunden mit der Zentrale in Houston und der Kollege fragt: Was siehst du?“ Eine Teilnehmerin hat bereits etwas entdeckt: Auf der einen Seite wirkt der helle Kalkstein wie geschichtet, auf der anderen chaotisch. Nur die Fachbegriffe für die Gesteinsansprache, wie die Geologen das nennen, fehlen ihr. Auch die Raumfahrer mussten zuerst lernen, Unterschiede zu sehen und zu beschreiben, um Proben für die Wissenschaft sammeln zu können.

Gut zu erkennen ist im Steinbruch außerdem, wie die Lage der Gesteinsschichten durch den Einschlag regelrecht auf den Kopf gestelllt wurde. „Hier haben die Astronauten gelernt zu sehen, was typisch ist für einen Einschlagskrater, nämlich die umgekehrte Lagerung der Schichten“, erläutert Gisela Pösges. Die beim Einschlag entstandenen Gesteine, den Suevit und die Bunte Breccie, nahmen die Männer ebenfalls genau in Augenschein. „Da gibt es große Analogien zum Mond“, weiß die Geologin. Insgesamt besuchte die Gruppe 1970 ganze 13 Steinbrüche in der Umgebung. Zwischendurch wurden die amerikanischen Gäste bestens bewirtet – und amüsierten sich dabei so gut, dass die NASA danach erst einmal keine Teams mehr ins Ries schickte: Die Bilder, die durch die Presse gingen, sahen zu wenig nach Arbeit aus.

Heute kommen regelmäßig Astronauten ins Ries, von der europäischen Weltraumbehörde ESA und zuletzt auch aus Japan sowie wieder von der NASA aus den USA. Gisela Pösges hat schon viele davon betreut, etwa den deutschen Astronauten Alexander Gerst. „Sie sind immer wieder beeindruckt, dass eine hübsche kleine Stadt mitten in einem Einschlagskrater liegt, dass ein Krater überhaupt bewohnt ist“, erzählt sie. Die Gastfreundschaft und das gute Essen stehen ebenfalls noch immer hoch im Kurs. Und passend dazu kann, wer Lust hat, auch die Führung bei einer gemeinsamen Einkehr ausklingen lassen.

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