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Harburg feiert 2024 ein Jubiläum: 175 Jahre als Stadt. Da lohnt es sich gleich noch mehr, das Städtchen an der Romantischen Straße zu besuchen!

Plötzlich tauchen die Türme und Mauern auf der Anhöhe auf. Ein Märchenschloss hoch über der Stadt! „Egal, aus welcher Richtung man kommt, man sieht immer die Burg“, weiß Jennifer Rühl, Leiterin der Tourist-Information Harburg. Und auch unterwegs durch das Städtchen an der Wörnitz zieht das Wahrzeichen immer wieder die Blicke auf sich. Am Wörnitzstrand, wo Kinder im seichten Wasser planschen und Kanufahrer ihre Touren starten. Bei der Einkehr im „Brückencafé“, dessen Tische von Mai bis September direkt auf der historischen Steinernen Brücke stehen. Oder auf dem Stadtrundgang. Wenn Gäste auf Letzterem immer wieder das Smartphone zücken, dann nicht nur, um Bilder zu machen. Die markanten Tafeln der Audio-Tour „Harburg hören“ laden dazu ein, in die örtliche Geschichte einzutauchen. Die Stationen sind ganz ohne App und in beliebiger Reihenfolge abrufbar. Sie erzählen etwa von zerstörerischen Hochwassern der Wörnitz, die hier so idyllisch um kleine Inseln strömt, vom Brückenzoll und den einst fünf Brauereien. Immer wieder spielt die Geschichte der jüdischen Bürger eine Rolle, an die heute die ehemalige Synagoge und der jüdische Friedhof erinnern. Die engen Gassen und beeindruckende Bauten wie das Fachwerk-Rathaus machen es leicht, sich in die Vergangenheit zurückzuversetzen, als sich am Marktplatzbrunnen die Hausfrauen trafen und die Pferdefuhrwerke über die Brücke holperten.

Aufstieg zu Rapunzel

Zwischen den historischen Fassaden schmücken den Sommer über farbenfrohe Häkel-Mandalas die Straßen und bunte Schilder machen auf den Märchenweg aufmerksam. All diese „Hingucker“ entstehen in ehrenamtlicher Arbeit, wie Jennifer Rühl betont. Auch bei den Veranstaltungen sei das Engagement der Bürgerinnen und Bürger groß. Zu den jährlichen Höhepunkten zählen der „Selber g’macht Markt“ im Herbst und die „Selber g’macht Weihnacht“ im Advent.

Der Märchenweg mit seinen zahlreichen, liebevoll gestalteten Stationen versüßt den Aufstieg zur Burg. An einer Stelle schüttelt Frau Holle ihre Kissen aus, ein Stück weiter versteckt sich der Räuber Hotzenplotz in einer Höhle. Wer Rapunzels Zopf aus dem Burgturm baumeln sieht, hat es fast geschafft.

Schloss oder Burg?

Schloss Harburg, eine der ältesten und besterhaltenen Burganlagen Süddeutschlands, beeindruckt schon durch die Größe. 220 Meter lang ist der Bau. Aber was ist jetzt eigentlich richtig, Burg oder Schloss? Geschäftsführer Kilian Kratzer kennt die Frage schon. „Wir sind beides. Als die Burg barockisiert wurde, hat sie den wehrhaften Charakter nicht verloren“, erklärt er. Die Geschichte der Harburg lässt sich bis ins Jahr 1150 zurückverfolgen. Im 13. Jahrhundert verpfändeten die Habsburger sie an die Grafen von Oettingen, die sie in den folgenden Jahrhunderten aus- oder um- und manchmal teils wieder aufbauten, wenn sie in den Kriegen beschädigt worden war. Wer an der kurzweiligen Führung teilnimmt, die zu den Öffnungszeiten stündlich angeboten wird, erlebt sowohl die wehrhafte als auch die prunkvolle Seite der Gebäude – und lernt dabei noch einiges über die Herkunft bekannter Redensarten. Auf dem Wehrgang wird beim Anblick der Kugelschießscharten zum Beispiel der Ausspruch „Holzauge, sei wachsam!“ verständlich. Und wer wissen möchte, warum es „die Klappe halten“ heißt, sollte in der Waffenkammer gut zuhören.

Schatzsuche und Kürbislichter

Aus einer späteren Epoche stammt der aufwendig renovierte barocke Festsaal, der seit 2015 für Veranstaltungen gemietet werden kann – von der Hochzeit bis zum Konzert. Auch die Stiftung, die sich heute um den Erhalt der Burg kümmert, bringt Leben in die alten Mauern. „Wir haben uns entschieden, jeden Monat während der Saison eine besondere Veranstaltung anzubieten“, erzählt Kilian Kratzer. Was genau, ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Das Repertoire reicht von der Schatzsuche für Kinder im Sommer bis zur Kürbislichter-Märchenführung.

Nach der Burgführung gibt es in der „Fürstlichen Burgschenke“ eine Stärkung. Oder man spaziert zurück in die Stadt und kehrt dort ein – etwa im „Brückencafé“, wo Harburgs Highlights zusammentreffen. Da gerät auch Jennifer Rühl ins Schwärmen: „Wenn man hier abends mit einem Glas Wein zusammensitzt und die Brücke sieht, die Wörnitz und die Burg – das ist einfach toll!“

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